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Katarina Cvikl, Populari’s Policy Researcher in the Media

Original quotes of the press article by Michael Martens from German daily newpapers Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Ist Bosnien also ein Staat, in dem eine korrupte politische Kaste jungen, gut ausgebildeten Menschen keine Chance gibt? Katarina Cvikl gibt eine andere Antwort. Die junge Slowenin arbeitet seit 2012 für Populari, das beste soziologische Forschungsinstitut Bosniens. Aus den empirisch geerdeten Analysen und Studien von Populari lässt sich viel lernen über das Land – zum Beispiel darüber, dass viele arbeitslose Bosnier mit Hochschulbildung an ihrer Misere selbst schuld seien.

So steht es zumindest in der jüngsten Populari-Studie, die sich mit der Lage von Hochschulabsolventen in Bosnien befasst. Auf die Idee kamen die Leute bei Populari aus leidvoller Erfahrung bei der Suche nach Nachwuchsmitarbeitern. „Von den Bewerbungen über die Vorstellungsgespräche bis zur Arbeitsethik war unsere Erfahrung ziemlich beunruhigend“, fasst Cvikl zusammen. Bald begriff man bei Populari, dass viele potentielle Arbeitgeber in Bosnien ähnliche Eindrücke haben. „Wir fanden, dass es Zeit sei, eine Debatte anzustoßen.“

Eine anmaßende Weltsicht

Das ist gelungen – mit äußerst provokanten Thesen. „Es heißt immer, der einzige Grund für die missliche Lage junger Arbeitsloser in Bosnien sei die schlechte Wirtschaftslage und der Mangel an Möglichkeiten. Die Einstellung der jungen Leute wird dabei übersehen“, stellt die slowenische Politikwissenschaftlerin fest. Um die ist es nämlich, glaubt man der Studie von Populari, schlecht bestellt. Das beginne bei den unrealistischen Erwartungen vieler Absolventen. Studenten werde eingeredet, dass sie die Elite ihres Landes seien und vor der Tür ihrer Fakultät ein Job auf sie warte. Das führe bei vielen jungen Akademikern zu der Ansicht, „dass sie ein Recht auf besondere Behandlung haben“, heißt es in der Studie. Die anmaßende Weltsicht werde den Studenten nicht zuletzt von ihren Professoren eingeflüstert, die meist noch Akademiker alter jugoslawischer Schule sind, als ein Studium tatsächlich die Ausnahme war.

Heute aber ist es auch in Bosnien nichts Besonderes mehr, Hochschulabsolvent zu sein. Jahr für Jahr gibt es in Bosnien mehr Studenten, obwohl die Bevölkerungszahl des Landes stark schrumpft. Hatte Bosnien 1991 noch 4,4 Millionen Einwohner, sind es zweieinhalb Jahrzehnte und einen Krieg später kaum 3,8 Millionen. Die Zahl der an bosnischen Universitäten eingeschriebenen Studenten hat sich in den vergangenen fünfzehn Jahren hingegen verdoppelt, von 58000 im Jahr 2000 auf zuletzt mehr als 115000. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch bedeutet diese Akademikerblüte eben auch, dass ein abgeschlossenes Studium nur der Standardbaustein eines Lebenslaufs ist.

„Heutzutage ist etwas mehr nötig als ein Hochschuldiplom – die richtige Einstellung“, sagt Katarina Cvikl.

Press Article: faz.net: Jung und arbeitslos? Selbst schuld! (Young and Unemployed? Their Own Fault!) (.pdf) >>>

Press Article: dw.de:Young and Unemployed? Their Own Fault! (.pdf) >>>